Die Hauptpost Basel als Wahrzeichen der Stadt – Teil 3
Die Stadt Basel blickt auf eine über 2000-jährige Geschichte zurück. Die weitgehend intakte Altstadt und die vielen historischen Gebäude halten viel dieser Geschichte bis heute lebendig. Zu den historischen Bauten gehören etwa das Basler Münster, das Spalentor, die Mittlere Brücke – und die Hauptpost Basel. Auch die Hauptpost prägt das Basler Stadtbild und die allermeisten Basler:innen waren vermutlich schon mal in der ehemaligen Schalterhalle. Da die Hauptpost Basel unter Denkmalschutz steht, erfolgt deren Sanierung in enger Zusammenarbeit mit der Kantonalen Denkmalpflege.
Aufgrund seiner wissenschaftlichen Tätigkeit als Autor der Kunstdenkmäler der Schweiz ist Dr. Martin Möhle ein profunder Kenner von Basel. Auch die Hauptpost kennt er sehr gut und hat für das Gebäude eine denkmalpflegerische Beurteilung verfasst. Wir haben mit ihm über die Wichtigkeit des Denkmalschutzes, über Herausforderungen bei der Sanierung der Hauptpost Basel und über deren Bedeutung für unser Stadtbild gesprochen.
Welche Bedeutung hat die Hauptpost Basel für die Stadt Basel bzw. für das Stadtbild?
Die Hauptpost wurde 1852‒53 an der Stelle des mittelalterlichen Kaufhauses – das war in Prinzip eine Zollstation ‒ angelegt und 1878‒80 noch erweitert. In jener Zeit begann man, die Talstadt zu einer Geschäftshaus-City umzubauen: die Freie Strasse und die Gerbergasse wurden verbreitert. Die Hauptpost ist ein sehr wichtiger Baustein in dieser Entwicklung. Die Stadtväter bekannten sich zur Tradition: Einmal dadurch, dass spätgotische Bauteile des alten Kaufhauses wiederverwendet wurden, wie das grosse Hauptportal. Andererseits durch die neugotische Formensprache, die sich an Basler Bautradition anlehnt. Städtebaulich wirkt die Hauptpost als Endpunkt der Blickachse durch die Falknerstrasse, eine ganz typische Situation für das späte 19. Jahrhundert. Als öffentliches Gebäude markierte die Post die Bedeutung dieser staatlichen Dienstleistung. Die Kernstadt wurde damit aufgewertet, es wurde nicht wie beispielsweise in Zürich ein neues Geschäftszentrum in einer Bahnhofstrasse ausserhalb der alten Stadt geschaffen.
Weshalb ist Denkmalschutz so wichtig – auch im Hinblick auf nachhaltigen Städtebau?
Es gab ja mal eine Zeit, da projektierte man den fast vollständigen Abbruch der Altstadt. Mit dem Auto sollte man überall hinfahren können, von der Haustür bis direkt vor die Ladentür und dann möglichst schnell und kreuzungsfrei wieder aus der Stadt heraus. Aber gleichzeitig, in den 50er- und 60er-Jahren, begannen sich Bürgerinnen und Bürger zu wehren ‒ schon lange bevor es ein kantonales Denkmalgesetz gab! Man wollte die vertraute Umgebung, die historische Identität der Altstadt nicht dem schnellen Kommerz opfern. Die Baslerinnen und Basler wissen um den Wert ihrer Stadt; die Denkmalpflege verhilft dem zu seiner Geltung auch in der Zukunft. Heute sind wir froh, dass die schlimmsten Projekte sistiert wurden. Denken Sie an die «Talentlastungsstrasse», die vom Blumenrain mehrspurig bis zum Barfüsserplatz die Stadt durchschneiden sollte. Es liegt darin auch eine Besinnung auf traditionelle Wertvorstellungen: Bis vor 150 Jahren wurden die Häuser der Stadt praktisch nie abgebrochen, sondern immer nur umgebaut. Material wurde wiederverwendet. Das war arbeitsaufwendig, aber enorm ressourcenschonend! Die «graue Energie»*, die in Altbauten steckt, ist immens. Um die Häuser energiesparend aufzurüsten, genügen oft kleine Eingriffe, die Bilanz ist am Ende viel besser als bei einem Neubau. Und die Atmosphäre, die in einem alten Haus mit vielen Vorbesitzer:innen und vielen historischen Schichten herrscht, ist mit einem Neubau nicht zu vergleichen. Wenn ein altes Haus abgebrochen wird, ist es unwiederbringlich fort, es kann nicht wiederhergestellt werden.
*«Graue Energie» beinhaltet die gesamte Energie, welche für ein Produkt (in diesem Falle ein Gebäude) benötigt wird und in diesem enthalten sind – von der Gewinnung der Rohstoffe über Herstellung bis hin zum Transport. Es handelt sich dabei also um die gesamte indirekte Energie, die im Gebäude steckt – ohne den direkten Energieverbrauch, der bei dessen Nutzung entsteht.
(Teil 1 des Interviews lesen Sie hier, Teil 2 des Interviews hier.)
Fotos © Bruno Caflisch